Archiv 2014

Bilder und Berichte von Veranstaltungen und Aktivitäten im Jahr 2014

6. November 2014
Auszeichnung für Projekt "Familien in Not"

Im Bruchsaler Schloss wurde der Ehrenamtspreis verliehen, der Förderverein für caritativ-diakonische Dienste e.V. Walzbachtal erhielten einen von zwei ersten Preisen.

Foto: Heintzen/BNN

Den kompletten BNN-Bericht gibt es hier als PDF...

12. Oktober 2014
Mundart-Abend im Martinussaal: "Dehoim sei bei sich!"

Vom Lerneffekt beim „Labbeduddl“

Volles Haus beim gemeinsamen Mundartabend des Heimatvereins und des Bürgertreffs

Fotos: A. Waidelich / www.nadr.de

Dialekt zieht. Diese Erfahrung durften der Bürgertreff Jöhlingen und der Heimat- und Kulturverein Walzbachtal machen. An die hundert Besucher drängten sich im Jöhlinger Martinussaal zur Lesung der letztjährigen Preisträgerin des Mundartwettbewerbs „De gnitze Griffel“. Unter dem Motto ,,Dehoim sei bei sich“ hatte Brigitte Köck zwar nicht den Walzbachtaler, als Heidelsheimerin aber immerhin einen sehr ähnlichen Dialekt parat. 

Mit viel Lernerfolg war die Veranstaltung auf jeden Fall für jene verbunden, die der Gilde der Besucher mit norddeutschen Wurzeln angehörten. Das galt insbesondere für den Moderator. Pfarrer Oliver Hoops bekannte schon zu Beginn freimütig, dass er den Mundart-Abend als „Fortbildung“ begreife. Eine Vermutung, die er am Ende bestätigt sah nicht zuletzt durch die Einführung in die Geheimnisse des „Labbeduddl“. 

Diesem Begriff nämlich gewann Brigitte Köck nicht nur alle möglichen Facetten ab, sondern variierte ihn auch noch je nach verschiedenen Emotionslagen, die einen typischen „Labbeduddl“ eben auszeichnen: ein ausgeglichener, gut zu habender Mann (Frau kommt unter dem Begriff nicht in Frage): „Schwätzt net viel unn hat koi Moinung“! Dodemit war dann alles gschwätzt. 

Im ersten, lustigeren Teil der Lesung führte eine Exkursion zur „buckligen Verwandtschaft“, ein Thema, das auch Harald Hurst im Repertoire hat und von den Mundartlern scheinbar immer wieder gern bedient wird. Oder die sehr detaillierte Schilderung ihrer nervösen Schweißausbrüche und den Verlauf ihrer Bahnen vor dem Auftritt bei der Preisverleihung zum „gnitze Griffel“. 

Das Stück, das ihr den „gnitze Griffel“ verschafft hat, ist eher der nachdenklichen Seite zugeordnet, die den zweiten Teil nach der Pause bestimmte. Ein Glück, dass der „Schaffknecht“, wie der Text betitelt ist, noch zur „Aufführung“ kommen konnte, denn ein Missgeschick in der Pause hatte ausgerechnet dieses Manuskript komplett unter Wasser gesetzt. Mit Mühe restauriert und spontan handschriftlich ergänzt entstand dann gottseidank doch noch der Höhepunkt des Abends. Die sehr nachdenkliche Schilderung eines Lebensbogens vom kleinen, von der Großmutter liebevoll „Schaffknecht“ gelobten Kind bis zu dessen wieder sehr reduzierten Ende. 

Da passten wunderbar die melancholischen „Sounds of silence“ von Paul Simon dazu, die Herbert Fröhlich folgen ließ. Er begleitete Brigitte Köck musikalisch und nahm einfühlsam deren Vorlagen auf, immer wieder zwischen Klavier und Akkordeon wechselnd. Fröhlich bediente sich dabei keineswegs bekannter Standards, sondern griff zu Tango, Liedern aus Südafrika oder Jamaica oder zuletzt zu einem abschließenden irischen Segenslied.

Seine Schlussmoderation nutzte Oliver Hoops für den Hinweis, dass – wer von der Mundart und dem Thema Heimat noch nicht genug habe – sich am Freitag 17. Oktober davon noch eine Portion gönnen kann. Dann nämlich lädt der Bürgertreff zum Walzbachtaler Erzählcafe. Unter der Moderation von Jürgen Protz heißt das Thema: „Alte Jöhlinger Straßen, Gassen, Gässlen und Buckel“. Beginn: 16 Uhr.

Fotos: A. Waidelich / www.nadr.de

(Auszug aus www.nadr.de
 Herzlichen Dank an Herrn Waidelich für die Genehmigung, Bilder und Text hier abzudrucken!)

31. Januar 2014
Erzählcafé im Bürgertreff:

Als der Schweinsfuß noch Delikatesse war

Werner Deuscher und Jürgen Protz berichten vom alten Wössingen und Jöhlingen

Fotos: A. Waidelich / www.nadr.de

„Sauerkraut und Springerle“, so war das Erzählcafe dieses Mal überschrieben, das der Bürgertreff Jöhlingen organisiert hatte. Motor und Herz der Veranstaltung war wieder einmal Jürgen Protz. Der Heimatforscher und profunde Kenner der Jöhlinger Geschichte hatte dieses Mal Werner „Haggo“ Deuscher als Verstärkung mitgebracht und eine bunte Auswahl  aus dessen reichen Fundus. 

Damit ließen sich die alten Jöhlinger Methoden des Haltbarmachens von Lebensmitteln trefflich demonstrieren. So ganz arg weit weg waren sie nicht von den Wössinger Varianten, wenn auch im Verlauf des Nachmittags der ein oder andere Unterschied mit Heiterkeit kommentiert wurde. Bei der Bohnenschneidmaschine kam es indessen noch nicht zu diesem Äußersten. 

nd auch bei der Sauerkrautherstellung waren Referent und Publikum noch vollkommen einer Meinung. Sauerkraut wurde zunächst mal fein gehobelt, berichtete Jürgen Protz. Früher gabs dafür sogar richtige „Profis“ im Dorf, die nicht nur so ein Minimal-Modell, sondern eben ein Profi-Modell von Hobel mit fahrbarem Schlitten hatten. Da ging dieses Geschäft wesentlich besser von der Hand. In den „Schdenna“, ein voluminöses Steingut-Fass, abgefüllt und tüchtig mit Schichten von Salz versehen, hielt das Kraut so monatelang. 

Mit den Eiern war das auch so eine Sache, schmunzelte Protz. „Wenn dä Holla blieht, wärre d`Hiehna mied“ (zu deutsch: wenn der Holunder blüht, werden die Hühner müde) geht eine alte Redensart. Sprich: Da die Hühner das Jahr über nicht gleichmäßig legen und der Edeka noch nicht im Dorf war, wo es heutzutage allzeit frische Eier gibt, galt es auch hierfür Vorsorge zu treffen. Wer vorher noch die Eier vom 15. August erwischte, der war besonders glücklich, weil den Eiern dieses Tages eine besondere Wirkkraft zugeschrieben wurde. Sie haltbar zu machen wurde gleich in mehreren Varianten vorgestellt. Eine besonders grobe war das Einlegen in gelöschten Kalk. Eleganter war das sogenannte „Wasserglas“, eine Substanz die es auch heute noch in der Apotheke geben soll und unter deren Einwirkung die Eier lange haltbar werden. 

Ein ganz besonderes Ereignis war in vergangenen Zeit selbstverständlich das Schlachtfest, wenns dem sorgsam gemästeten Schwein an die Schwarte ging. Fleisch und Wurst im Überfluss gab es sonst im Verlauf des Jahres nicht. Das ausgelassene Fett kam als Schmalz  in den „Schmalzhaafä“, ein Topf aus Steingut. Das war nur ein Aspekt. Das Fleisch hingegen haltbar zu machen, war wieder einmal Salz unverzichtbar. Viele der edlen Teile wurden zunächst in den sogenannten „Lack“ im „Schdenna“ eingelegt. Eine Lake, deren Zusammensetzung aus den Zuschauerreihen Helga Hirschel noch trefflich zu beschreiben wusste. 

Sie war im Verlauf des Nachmittags noch für so manchen anderen flotten Spruch gut. Beispielsweise so: Als Jürgen Protz einen veritablen Kartoffelstampfer von  einem „Was ist das?“ begleitet, fragend in die Höhe hält, glänzt die Runde mit kollektiver Unwissenheit. Werner Deuscher erbarmt sich nach geraumer Zeit und klärt schließlich auf: „Ein Wössinger Kartoffelstampfer“, eine Wössinger Spezialanfertigung in Jöhlingen völlig unbekannt, da war für Helga Hirschel der Grund der Unwissenheit klar und sie kommentiert strahlend: „Koi Wunna wissa ma des net. Des isch aus Wessingä!“ 

Der Wössinger Sammler und Jäger historischer Alltagsgegenstände präsentierte noch so manche Spezialität wie etwa eine ganze Reihe diverser Butterfässer oder einen Maiskolbenentkerner. Unbefestigt nur zusammen mit Jürgen Protz bedienbar, prasseln zur Freude des Publikums die Maiskörner nur so durch den Saal, als die beiden an einem Maiskolben ihr Können demonstrieren. 

Ach, und ganz zum Schluss noch die Auflösung für die zweite Hälfte des Titels: Mit den „Springerle“ war keineswegs das Weihnachtsgebäck gemeint, wenn das auch steinhart geworden Jahre noch essbar war. Vielmehr waren die von den Klauen befreiten Füße des Schweins, die „Springerle“ gemeint, die eben nicht mehr zum Davonspringen vor dem Metzger ausgereicht hatten. Selbst die wurden damals keineswegs weggeworfen, sondern – über Stunden gekocht – noch zur Jöhlinger Delikatesse. Und in Wössingen soll es nicht anders gewesen sein.


(Auszug aus www.nadr.de
 Herzlichen Dank an Herrn Waidelich für die Genehmigung, Bilder und Text hier abzudrucken!)